Grußwort des Lehrstuhls

Hans-Peter Bunge
Hans-Peter Bunge

Ziel der Geowissenschaften ist die quantitative Beschreibung der Entwicklung unseres Planeten von seinen Anfängen bis zur Gegenwart aus den Prinzipien der Physik, Chemie und Biologie. In der Geophysik stehen dabei vor allem Fragen nach Aufbau und Dynamik des Erdkörpers, dem Vergleich mit erdähnlichen Planeten, der Struktur von Geomaterialien, der Entstehung und Prospektion von Resourcen, sowie der Gefährdung durch Seismizität und Erbeben im Mittelpunkt der Forschung. Bei der Beantwortung dieser Fragen vollzieht sich in den letzten Jahren eine rapide Erkenntnisbeschleunigung, die an das goldene Zeitalter der Geowissenschaften in den sechziger Jahren erinnert. Zu jener Zeit revolutionierte die systematische Erkundung der Tiefseeböden das Weltbild der Geowissenschaften.

Heute reflektiert sie dramatische Fortschritte bei der Fernerkundung unseres Planeten - im Inneren durch hochauflösende seismische oder magnetische Techniken, an der Oberfläche durch Permanentbeobachtung der Erde aus dem erdnahen Raum (Satelliten) - sowie bei der systematischen Integration dieser Daten in hochkomplexen Geomodellen mit Hilfe modernster High-Tech Großrechner. In der kommenden Dekade verheisst diese Entwicklung enorme Fortschritte im Verständnis vieler komplexer Geoprozesse.  

Die münchener Geophysik ist für diese Entwicklung im deutschen und internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt. Weitreichende Forschungsanstrengungen konzentrieren sich auf die Fernerkundung unseres Planeten sowie auf anspruchsvolle Geosimulationen mit Hilfe modernster Hoechstleistungsrechner. So bietet unser Münchener Erd Observatorium (MEO) - eines der traditionsreichen europäischen geophysikalischen Observatorien - hervorragende Bedingungen bei der seismischen und magnetischen Fernerkundung unseres Planeten. Dies um so mehr, da unsere enge Zusammenarbeit mit dem geodätischen Institut der technischen Universität München einen in dieser Form weltweit wohl einzigartigen Zugang zu seismischen, magnetischen und geodätischen Datensätzen erlaubt. Daneben bauen wir einen der stärksten Beowulf Cluster in Europa dediziert zur geophysikalischen Simulation. Im Verbund mit den Resourcen des Leibnitz Rechenzentrums (Standort des Bundes Höchstleistungs Rechners) ergibt sich damit ein international herausragendes Umfeld zur geophysikalischen Spitzenforschung.

Die Dozenten der Münchener Geophysik ermutigen deutsche und ausländische Studenten ausdrücklich zur Kontaktaufnahme. Mit Progammen wie SPICE (ein europäisches Forschungs und Trainings Netzwerk der numerischen Seismologie, das europaweit von der Münchener Seismologie-Gruppe koordiniert wird) und THESIS (ein Exzellenz Programm der Bayerischen Staatsregierung zur Förderung außergewöhnlich befähigter deutscher und internationaler Doktoranden) bieten wir hervorragende Forschungsmöglichkeiten, gezielt für Doktoranden und Post-Doktoranden. Natürlich ermöglicht unsere Einbindung in das weitere Münchener Umfeld, Zentrum von High-Tech Forschung in Reichweite der Alpen, ein besonders attraktives Forschungserlebnis.